Was ist ein
Myom?
Myome
sind gutartige, langsam wachsende Tumoren der Gebärmutter und zählen zu den häufigsten Tumorarten der geschlechtsreifen Frau. Etwa jede vierte Frau über 30 Jahre ist betroffen, zwischen dem 35. und
54. Lebensjahr werden Myome am häufigsten diagnostiziert.
Die Gebärmutter ist ein birnenförmiges Organ im kleinen Becken und wird in Gebärmutterhals und -körper unterteilt. Die Wand der Gebärmutter besteht aus drei Schichten: Die dicke Muskelschicht der Gebärmutter wird vom außen liegenden Bauchfell bedeckt und geschützt. Zur Gebärmutterhöhle hin ist die Muskelschicht von Gebärmutterschleimhaut überzogen. Myome entwickeln sich aus den Muskelzellen der Gebärmutter und treten nur sehr selten einzeln auf. Ihre Größe reicht von unter einem Millimeter bis weit über 15 Zentimeter. Liegen mehrere Myome vor, kann dies schließlich auch zu einer Größenzunahme der Gebärmutter führen. Eine durch Myome vergrößerte Gebärmutter bezeichnet man als Uterus myomatosus.
Die meisten Myome betreffen den Gebärmutterkörper. Dabei können sie sich in ihrem Wachstum auf die Muskelschicht der Gebärmutter beschränken oder aber in Richtung der Gebärmutter- oder Bauchhöhle wachsen.
Ursachen für
Myome
Die
Ursachen für das Auftreten von Myomen sind bislang weitgehend unklar. Folgende Risikofaktoren scheinen aber bedeutend zu sein:
Vererbung: Myome treten familiär gehäuft auf.
Ethnische Herkunft: Afroamerikanische Frauen in den USA sind im Vergleich zu Frauen, die nicht afroamerikanischer Herkunft sind, drei bis neun Mal häufiger von Myomen betroffen. Zudem wachsen die Myome bei diesen Frauen aggressiver.
Östrogene: Myome wachsen unter dem Einfluss von Östrogenen. Da Östrogene hauptsächlich von den Eierstöcken gebildet werden, ist das Wachstum der Myome von der Funktion der Eierstöcke abhängig. Dies erklärt, warum Myome im Kindesalter nicht vorkommen, während der Geschlechtsreife wachsen und sich am Ende der Wechseljahre wieder zurückbilden können. Auch zu Beginn einer Schwangerschaft können Myome durch das vermehrt vorliegende Östrogen verstärkt wachsen.
Symptome
Myome
verursachen in bis zu 50 Prozent der Fälle keine Beschwerden, sodass sie häufig zufällig entdeckt werden. Beschwerden sind hauptsächlich von Sitz und Größe der Myome abhängig.
Eines der auffälligsten Symptome ist ein veränderter Zyklus. Die betroffenen Frauen bemerken eine besonders lange und starke Periode oder Zwischenblutungen. Damit der Blutung auch Eisen verloren geht, kann sich mit der Zeit eine Blutarmut entwickeln. Von einer Blutarmut spricht man, wenn die Konzentration des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) im Blut abfällt. Betroffene Frauen sind sehr blass und fühlen sich müde und schwach.
In einigen Fällen können Myome heftige Unterbauchschmerzen verursachen, die oft zeitgleich mit der Menstruation auftreten. Zudem können Myome der Grund für eine Unfruchtbarkeit der Frau sein, da sie die Einnistung der befruchteten Eizelle erschweren oder Früh- bzw. Fehlgeburten verursachen können.
Letztlich können große Myome auch Nachbarorgane wie den Darm, die Blase, die Harnleiter oder aber Gefäße verdrängen bzw. abdrücken. Die Frauen leiden an Verstopfung, erhöhtem Harndrang, häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen, Rückenschmerzen oder einem gestörten Blutabfluss aus den Beinen.
Diagnose
Erste
Hinweise auf Myome gewinnt der Arzt durch ein ausführliches Gespräch mit der Patientin zur Krankheitsgeschichte und zu aktuellen Beschwerden (Anamnese). Bei der sich anschließenden gynäkologischen
Untersuchung können die Myome ab einer gewissen Größe als harte Knoten im Bereich der Gebärmutter ertastet werden. Die Gebärmutter selbst ist oft vergrößert.
Es folgt eine Ultraschalluntersuchung der weiblichen Geschlechtsorgane durch die Scheide (Vaginalsonographie). Der Frauenarzt kann dabei neben den Geschlechtsorganen auch Myome bildlich darstellen
und eine Aussage über deren Sitz und Größe machen.
Gibt die betroffene Frau Blutungsstörungen an, untersucht der Frauenarzt zusätzlich die Gebärmutterschleimhaut, denn für Blutungsstörungen können sich auch Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut ursächlich sein, wie z.B. Polypen (kleine Schleimhautwucherungen) oder Gebärmutterkrebs. Aus diesem Grund kann auch eine Gebärmutterspiegelung und eine Ausschabung der Gebärmutter erforderlich werden.
Ist ein Myom in den Bauchraum gewachsen, kann es durch einen Ultraschall über die Bauchdecke nachgewiesen werden. Dabei kann der Arzt auch Nachbarorgane, wie beispielsweise die Blase, überprüfen. Weitergehende Untersuchungen wie eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Beckens sind meist nicht nötig.
Die Untersuchung des Bluts auf Eisenmangel und Blutarmut ergänzt die Diagnose von Myomen.
Myome lassen sich heutzutage normalerweise sehr gut nachweisen. Lässt sich ein Myom jedoch nicht sicher von einem bösartigen Tumor an benachbarten Organen unterscheiden, kann zusätzlich eine Bauchspiegelung notwendig werden.
Operative Therapie bei Myomen
1. Laparoskopische Myomenukleation
Bei der laparoskopischen Myomausschälung (mittels Bauchspiegelung) handelt es sich um einen minimal-invasiven Eingriff unter Zuhilfenahme der sogenannten Schlüssellochtechnik. Ohne Zweifel ist diese Operation ein anspruchsvoller Eingriff, so dass er nur durch einen erfahrenen Operateur mit Zugriff auf die modernste Technik durchgeführt werden sollte.
Dieses Verfahren bietet sich vor allem für Frauen an, die einen Kinderwunsch haben. Hier ist das postoperative Risiko für Verwachsungen im Verhältnis zur Laparotomie (Bauchschnitt) geringer und (bei adäquater Nahttechnik) die Rupturgefahr - d.h. die Gefahr eines Gebärmutterrisses während der Schwangerschaft bzw. der Geburt - nicht erhöht.
2. Hysteroskopische Myomenukleation
Um Myome zu erreichen, die sich innerhalb der Gebärmutterhöhle befinden, operiert der Frauenarzt transvaginal durch eine Gebärmutterspiegelung. Das bedeutet, dass ähnlich wie bei der Laparoskopie ein Hysteroskop (Sehrohr für die Gebärmutter) durch die Scheide eingeführt wird, um die Myome ohne Operationswunden zu entfernen. Voraussetzung für diesen Eingriff ist, dass die Myome eine bestimmte Größe nicht überschreiten und leicht zugänglich sind.
Auch dieser Eingriff ist ein minimal-invasiver und als solcher bei größtmöglicher Schonung maximal effektiv. Gegebenenfalls muss nach 2-3 Monaten eine erneute Kontroll-Hysteroskopie durchgeführt werden, wenn der Verdacht auf verbliebene Myomanteile besteht.
3. Laparotomische Myomenukleation
In manchen Fällen sind Lage und Größe der Myome derart ungünstig, dass eine Laparotomie (Unterbauchquerschnitt) durchgeführt werden muss. Um genügend Raum für die Entfernung der Myome zu schaffen, wird der untere Bauch durch einen Querschnitt an der Schamhaargrenze geöffnet.
Bei Myomen, die durch die ganze Gebärmutterwand gewachsen sind, muss nach deren Entfernung meist noch eine Gebärmutternaht gemacht werden. Da bisher nur sehr wenige Studien zu Geburtsverläufen nach einer operativen Myomentfernung vorliegen, wird vom Operateur im Falle einer Schwangerschaft vorsichtshalber häufig ein geplanter Kaiserschnitt empfohlen.
Obwohl der Bauchschnitt eine größere Belastung darstellt als die oben erläuterten Methoden, ist auch diese Methode heute weitestgehend risikofrei. Sie sollte jedoch ebenfalls nur durch einen erfahrenen Operateur in einem Kompetenzzentrum ausgeführt werden.